Nach der Veröffentlichung des Deutschen Ethikrates zu “Big Data und Gesundheit”, siehe den Blog-Artikel vom 2. Januar 2018, und der anschließenden Diskussion in der Öffentlichkeit hat der Direktor der Cochrane Zentrums in Freiburg, Gerd Antes, in der FAZ vom 2. Januar 2018 eine scharfe Kritik an die Wissenschaftlichkeit und Methodik von Big Data verfasst.
http://plus.faz.net/feuilleton/2018-01-02/die-medizin-im-datenrausch/97997.html
Kern der Kritik ist die Beschränkung der Big-Data-Verfahren auf die Identifizierung von Korrelationen statt des Herausarbeitens von Kausalzusammenhängen. Damit eng verknüpft ist die fehlende Analyse von unvermeidlichen Fehlern und die durch neue Daten sich permanent verändernden Korrelationsaussagen, die eine Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen und Aussagen von Big-Data-Ergebnissen in der Echtzeitanwendung erschweren. Gleichzeitig wird die Frage aufgeworfen, wie mit den unvermeidlichen Fehlern umgegangen werden soll. Diese werden auch weiterhin auftreten, diese Fehler werden jedoch andere als die von Menschen gemachten sein. Die Attraktivität von Big Data ist gleichwohl enorm groß, da die Verfahren günstig und schnell und ohne menschliches Zutun durchgeführt werden können. Genau davor, der industriellen Big-Data-Anwendung, warnt Gerd Antes.
Diese grundsätzliche Frage, Korrelation statt Kausalität, und die Konsequenzen für Anwendungen in der Versicherungswirtschaft werden in dem zweiteiligen, englischsprachigen Artikel zu Big Data „Big Data, Big Insight – Is Knowledge Still Power in a Digital World?” und “Big Data, Big Insight – What Does it Offer to Life Insurers?”, verfasst von meinem ehemaligen Kollegen Bernd Wolters und mir, ausführlich diskutiert.
Links:
Big Data, Big Insight – Is Knowledge Still Power in a Digital World?, Bernd Wolters und Thomas Gehling, Risk Insights, Januar 2017, Gen Re, Köln
Big Data, Big Insight – What Does it Offer to Life Insurers?, Bernd Wolters und Thomas Gehling, Risk Insights, Mai 2017, Gen Re, Köln