Ergänzende Betrachtung der Bevölkerungssterblichkeit von 1977 bis 1997 im Vergleich mit Covid-19 – eine Einordnung

Wie hoch die Sterblichkeit aufgrund von Covid-19 ausfällt, lässt sich derzeit bei weitem nicht präzise  sagen und unterliegt auch der dynamischen Entwicklung. In dem Beitrag Vergleich der Sterblichkeit von Covid-19 mit der Bevölkerungssterblichkeit in Deutschland wurde anhand weniger Zahlen versucht, eine erste Eingrenzung vorzunehmen. Hier soll dabei keine Relativierung der Not und der Todesfälle vorgenommen werden, die durch Covid-19 verursacht werden.

Um die möglichen Sterblichkeiten auch in einen weiteren Kontext zu stellen, soll die Hypothese betrachtet werden, dass die Sterblichkeit aufgrund von Covid-19 zu einer Verdoppelung der Sterblichkeit bei Infizierten führt, d.h. neben der allgemeinen Basissterblichkeit kommen noch zusätzliche Covid-19-Todesfälle in gleicher Größenordnung hinzu. Das Verhältnis der Gesamtsterblichkeit am Jahresende 2020 bei Infizierten im Vergleich zur Sterblichkeit 2019 läge also bei 200%.

Grafik 1 (PDF-Datei) zeigt hierzu im Vergleich das Verhältnis der Bevölkerungssterblichkeit für 10-jährige-Altersbänder der Jahre 1997 und 1977 im Vergleich zu 2017. Die Datengrundlage sind Kohortensterbetafeln des statistischen Bundesamtes, die zu Periodensterbetafeln umgerechnet wurden.

Während 1997, also vor 23 Jahren, die Bevölkerungssterblichkeit ungefähr zwischen 150% und 200% der Bevölkerungssterblichkeit 2017 lag, bewegt sie sich 1977 zwischen 180% und 300%. Hieran zeigt sich sehr deutlich, dass die Sterblichkeitsverbesserungen in den letzten 40 Jahren zu einer deutlich verringerten Sterblichkeit in allen Altersgruppen geführt haben. Aus diesem Grund steigt seit Jahrzehnten die Lebenserwartung.

Unter der Hypothese, dass Covid-19 zu einer Verdoppelung der Sterblichkeit bei Infizierten führt, wäre man demnach ungefähr wieder bei einer Sterblichkeit wie Ende der siebziger Jahre.

Wieso ist dann dennoch das Risiko einer Überlastung des Gesundheitssystems und aller Beteiligten so groß?

Eine Verdoppelung der Sterblichkeit bei 2/3 der Bevölkerung würde zu mehr als 600.000 zusätzlichen Todesfällen und ca. 1,6 Mio. Todesfällen insgesamt führen. Dies wäre ein Drama, was man sich nicht vorzustellen vermag.

1977 lag die Anzahl der Todesfälle bei 931.000 Todesfällen und damit nur geringfügig unterhalb derjenigen von 2018 (954.000, alle Zahlen hier), obwohl wie oben gesehen die Sterblichkeit doppelt so hoch war. Dies liegt natürlich im wesentlichen daran, dass die Altersstruktur früher vollkommen anders war. Zusätzlich waren die Kohortengrößen der Jahrgänge, die versterben, unterschiedlich groß.

Obige Zahlen sind reine Modellbetrachtungen und sollen alleine zum Verständnis der aktuellen Pandemie beitragen.

Einen sehr guten Einblick in das mögliche Geschehen gibt folgender Bericht des Imperial College UK:

Estimating the number of infections and the impact of non-pharmaceutical interventions on COVID-19 in 11 European countries